Das bundesweite Erwerbslosenbündnis"AufRecht bestehen" und die Nationale Armutskonferenz haben in einer Pressekonferenz am 8.4.22 darauf hingewiesen, dass die in den letzten Monaten drastisch gestiegenen Preise, besonders bei Lebensmitteln, bei Heizkosten und Strom, den Lebensunterhalt für immer mehr Menschen unbezahlbar machen. Nötig seien nun gezielte Hilfen für arme Haushalte. Die bisher geplanten Maßnahmen der Bundesregierung seien ein Tropfen auf den heißen Stein und würden nach dem Gießkannenprinzip verteilt. Das reiche bei weitem nicht aus.
"Während Erwerbstätige einen Energiekostenzuschlag von 300 Euro erhalten, bekommen Leistungsberechtigte in der Grundsicherung gerade einmal 200 Euro", kritisiert Jürgen Schneider von der Nationalen Armutskonferenz. Das werde in den wenigsten Fällen ausreichen, die steigenden Energiekosten aufzufangen. Viele Erwerbstätige seien dagegen nicht unbedingt auf die Zahlung angewiesen.
Die Erfahrungen mit Energieschulden in der Beratungspraxis der Selbsthilfeorganisationen sind laut Helga Röller vom Frankfurter Arbeitslosenzentrum drastisch. "In den Fallbesprechungen mit dem Beratungsteam häufen sich die Fälle, wo Ratsuchende die eingehenden Rechnungen nicht mehr bezahlen können", sagt Röller. Strom- und Gassperren seien die Folge.
Ulrich Franz von der gewerkschaftlichen Arbeitslosengruppe im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Bonn/Rhein-Sieg ruft zu einer Übernahme der Nachforderungen der Energieversorger durch Jobcenter und Sozialämter auf. Diese sollten zudem erhöhte Abschläge bei den Heizkosten schnell und ohne Probleme berücksichtigen, erklärt er angesichts drastischen Preissteigerungen seit Beginn des Krieges in der Ukraine. Beim Strom sollten die Behörden außerdem angemessene Stromkosten zusätzlich zur Regelleistung übernehmen, als Bestandteil der Kosten der Unterkunft.
Hier geht es zur Pressekonferenz in voller Länge: https://youtu.be/fRjwMsSpTs4