Von Armut Betroffene stellen den sozialen Notstand fest

Forderung: Nicht nur Viren, sondern auch Armut und Ausgrenzung bekämpfen!

Die AG Beteiligung unter dem Dach der Diakonie hat im Sommer 2021 einen bemerkenswerten Text veröffentlicht, der in den Medien auf viel Resonanz getroffen ist und auch in der KOS diskutiert wird. In diesem Text, an dem Menschen mit Armutserfahrung maßgeblich mitgeschrieben haben, wird ein sozialer Notstand festgestellt, den die Corona-Pandemie offengelegt hat: Unterbeschäftigung und Erwerbslosigkeit grassieren in Teilen der Gesellschaft. Sozial benachteiligte Kinder verlieren den Anschluss, auch und gerade im Homeschooling. Alleinerziehende und getrenntlebende Eltern können die zusätzlichen Belastungen nicht bewältigen. In Langzeit-Erwerbslosigkeit oder in prekären Erwerbssituationen Lebende verlieren die Hoffnung auf Veränderung ihrer Situation, ihre Arbeitsbedingungen verschlechtern sich weiter. Kleinselbstständige, Künstler*innen sowie Existenzgründer*innen sind massiv bedroht, ins Abseits zu geraten und ihre Existenzgrundlage zu verlieren. Die Bildungsbenachteiligung von Menschen, die durch Armut in ihren Gestaltungsmöglichkeiten beeinträchtigt werden, verschärft sich dramatisch. Menschen unter und an der Armutsschwelle spüren die Auswirkungen der Pandemie und der Veränderungen besonders drastisch und stehen so unter starkem Druck. Zusätzlich werfen auch die klimapolitische Entwicklung und ihre sozialen Auswirkungen ihre Schatten voraus.

Menschen mit Armutserfahrung erleben, wie sie aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwinden. Existenzängste und Einsamkeit nehmen bei ihnen zu. Wer schon vor der Pandemie arm war, hat in der Pandemie kaum zusätzliche Hilfen zu erwarten. Knapp bemessene Regelsätze, fehlende Unterstützung im Alltag, Fordern statt Fördern, Bildungs- Ungerechtigkeit und die Weitervererbung von Armut über Generationen: in Armut Lebende haben keinen Spielraum und keine Ressourcen, um neue Belastungen auszugleichen. Der soziale Zusammenhalt der Gesellschaft ist für die AG Beteiligung der Diakonie mittlerweile gefährdet. Die an der AG Beteiligten fordertn deshalb "einen demokratischen Streit um Armut und Sozialpolitik."

Aus dem Text kann auf jeden Fall die Forderung nach sozialen Orten abgeleitet werden, an denen sich Betroffene selbst austauschen und besser organisieren können. Die nötigen finanziellen und sonstigen Mittel für solche Prozesse des sozialen Austausch und der Selbstorganisation müssen nach Meinung der KOS unbedingt bereitgestellt werden.

Hier dokumentieren wir den Text der AG Beteiligung: Der_soziale_Notstand_ist_da_Text_Menschen_mit_Armutserfahrung_21-6-9_003.pdf